Die 15-stündige Fährverbindung durch die sogenannte Inside Passage war absolut genial. Auch wenn dichter Nebel zu Beginn der Fahrt nicht allzu viel von der Landschaft preisgeben wollte, hat sich dieser Abschnitt der Reise auf jeden Fall gelohnt. Unterwegs habe ich Bären, Delphine, Buckelwale und jede Menge Orcas gesehen. Von Prince Rupert, dem Zielhafen dieser Passage, ging es nach einem Tag Pause, an dem wir uns die alte Fischkonservenfabrik „North Pacific Cannery“ angeschaut haben (wirklich empfehlenswert), wieder zurück an Bord. Weitere sieben Stunden sollte es nun dauern, bis wir „Haida Gwaii“ (ehemals Queen Charlotte Inseln) im Nordpazifik erreichten. Die „Inseln der Menschen“, so die Übersetzung von „Haida Gwaii“, ist sowohl landschaftlich, als auch kulturell mein bislang absoluter Favorit in Kanada.
Die ehemaligen „Queen Charlotte Inseln“, deren VErwaltung erst vor drei Jahren an die Ureinwohner zurück gegeben wurden und gleichzeitig den Namen „Haida Gwaii“ erhielten, sind längst nicht so touristisch, wie das etwa 500 Kilometer weiter südlich gelegene Vancouver Island. Genau genommen gibt es gar keine touristische Infrastruktur, was den Reiz in meinen Augen aber gerade erst ausmacht. So habe ich auf der Insel in der ganzen Zeit kein einziges Wohnmobil gesehen, die andern Ortens zu einer echten Plage werden können. Nachteil ist vielleicht aber auch, dass wir fünf Tage lang keine Gelegenheit hatten, uns zu duschen, was andererseits wiederum den Vorteil mit sich brachte, dass es auf der Fähre zurück überhaupt kein Problem war, einen Sitzplatz zu bekommen…
Wieder in Prince Rupert angekommen, verlassen wir die Fähre bei strömendem Regen. Es ist wie verhext, sobald wir beide gemeinsam auf dem Festland sind, schüttet es wie aus Eimern. Dass es an der Westküste Kanadas viel regnet ist ja kein Geheimnis, dass dieser Sommer aber angeblich zu den schlechtesten der letzten Jahrzehnte gehört, das ist einfach nur deprimierend. Zeitweise kommen wir uns vor, als wüchsen uns Fischhäute. Trockene Kleidung im Gepäck ? Ein Wunschgedanke…
Der Regen lässt nach, als wir in Terrace auf den traumhaft schönen Cassiar Steward Highway in Richtung Norden abbiegen. Je weiter wir fahren, desto mehr klart der Himmel auf und wir können diese Traumstraße (für mich bislang mit ABSTAND die schönste in Kanada) in vollen Zügen genießen. Auch die Tage werden länger und wir werden uns mit Freude daran gewöhnen müssen, in den nächsten Wochen keine Dunkelheit mehr zu haben. Diese Umstellung ist besonders dann, wenn es darum geht schlafen zu gehen, sehr gewöhnungsbedürftig. Wir müssen uns förmlich dazu zwingen, in die Schlafsäcke zu steigen. Erstaunlich ist, dass der Körper im Norden mit deutlich weniger Schlaf auskommt.
Über Watson Lake, jene Stadt, mit dem berühmten „Sign Post Forrest“, ein Schilderwald, wo ich sogar einige Schilder aus der Ecke Köln und dem Siegerland gesehen habe (man fragt sich, wie manche Leute ein Ortsschild in den Yukon schaffen) ging es weiter nach Whitehorse und von dort nach Alaska. Knapp 9000 Kilometer habe ich bereits auf diesem zweiten Teil der Reise zurückgelegt, als wir die Grenze überqueren. Anders als befürchtet ist der Grenzübergang ein Kinderspiel und der US-Grenzbeamte fragt mich sogar, ob ich einen neuen Bärenstempel im Pass haben möchte. „Off course“ lautet die Antwort und so befinden wir uns nun, samt Bärenstempel im Reisepass, wieder in den USA. Die Landschaft hier oben im nördlichen Nordamerika ist einfach nur atemberaubend. Auch die Highways sind wieder asphaltiert und bestehen nicht mehr aus der Reifen mordenden Mischung aus Beton und Steinen, die die Haltbarkeit eines Reifen ungefähr halbieren.
Ich bitte die unregelmäßigen Blogeinträge zu entschuldigen. Ich bin so mit Filmen und Motorradfahren beschäftigt, dass ich kaum Zeit für etwas anderes finde. Ich freue mich jetzt schon darauf, mit der Arbeit an der zweiten DVD zu beginnen! Hinzu kommt, dass das Internetangebot wirklich sehr dürftig ist und Steckdosen rar gesät sind, was nicht zuletzt daran liegt, dass Alain und ich nicht in irgendwelchen Hotels unterkommen, sondern zumeist das Zelt irgendwo im Wald oder an einem See aufschlagen. Auch der Blog hier macht nicht das, was ich will und ich brauche oft dutzende Anläufe um ein Bild hochzuladen. Aber das sind die kleinen Probleme auf Reisen, mit denen ich gut leben kann… 🙂 Das wichtige ist, dass mein Motorrad mir jeden Tag große Freude bereitet. Die Ténéré ist einfach wie geschaffen für diese Reise. Egal was ich ihr zumute, am nächsten Morgen wartet sie bereuits geduldig auf einen neuen Arbeitstag. I love it… 🙂
weiterhin gute Fahrt!
Herzliche Grüße, Eva B.
Hallo Erik,
ich freue mich schon auf deine neue DVD,ich habe mir die erste angesehn und habe sehr gelacht.Viel Spaß noch euch beiden.Stefan aus Burscheid
Hej Erik!
Echt klasse Bilder wieder!! 🙂
Ela und ich werden mit unseren XT 660 Z Teneres demnächst auch nach Norden aufbrechen.
Nur leider „nur“ nach Schweden und Norwegen.
Genieße die invergessliche Zeit in Nordamerika. Die wird man Dir nie wieder nehmen können.
ciao
Eggi
WOW!!! Bin echt begeistert von Deinem Blog. Du fährst genau auf der Route die mein größter Traum ist. Ich hoffe ihn nächstes Jahr verwirklichen zu können. Habe mir soeben Deine DVD bestellt und hoffe sie schnell zu bekommen. Deine Bücher kenne ich bereits. Super war auch Dein Artikel in Motorrad-Abenteuer über Colorado, ich habe vieles darin nachempfunden auch wenn meine letzte Tour dort fast 20 Jahre zurück liegt. Ich wünsche Euch noch viele tolle Erlebnisse und kommt heil zurück.
Hey Alain,
ich hoffe du hast noch genügend Sitzfleisch um im Dezember über die Anden zu kommen.
Wäre gerne dabei… Gruß an Erik
Hack
Hi Alain,
na, kannst Du noch sitzen ? 🙂
Denk dran, lt. Karl May sind die Bärentatzen das leckerste.
Kann es kaum abwarten Ende August meine, im Verhältnis zu Eurer,
Mini-Tour Frankreich/Spanien zu starten. Gib mal ein Lebenszeichen !!
Bin jetzt schon auf den Film gespannt.
Grüße auch an Erik
Olaf