Die Sonne hält sich noch hinter den Bergen versteckt als ich am Ufer des „Dirty Devil River“ wach werde. Es ist der erste Morgen, an dem ich lieber liegen bleiben würde, als das frühe Licht des Sonnenaufgangs für meine Bilder zu nutzen. Jede Muskelfaser und jeder Knochen geben mir zu verstehen, dass sie eine Auszeit möchten. Der gestrige Tag hat es wirklich in sich gehabt. Nicht nur, dass ich mal wieder unzählige Kilometer zu Fuß in meiner Motorradkluft gelatscht bin, sondern auch die bislang forderndste Strecke liegt hinter mir. Leider auch der erste Sturz…
Im Cathedral Valley, dem meiner Meinung nach schönsten Teil des „Capitol Reef Nationalparks“, das man nur über eine etwa 100 Kilometer lange und sehr tückische Off-Road-Piste erreichen kann, bin ich Opfer selbiger geworden.
Die meiste Zeit fliege ich mit etwa 80-90 Sachen über Schotter und Sand. Geschwindigkeit bedeutet auf solchen Strecken oft auch Sicherheit. Oft – leider nicht immer… Auf dem südlichen Teilstück dieser Strecke, liegen große Gesteinsbrocken überall auf der Straße verteilt und tiefe Sandverwehungen werden zur tückischen Falle für einspurige Kraftfahrzeuge. An einer Stelle, wo ich es niemals erwartet hätte, hat es mich bei ziemlich hohem Tempo erwischt. Ich sah nur noch wie das Vorderrad eintauchte, unkontrollierbar wurde und schon war ich in einer Wolke aus Sand verschwunden. Unglaublich, wie schnell das ging. Dank der Protektoren in Jacke und Hose sowie den beiden Seitenkoffern, die schon auf der „Oman-Island“-Reise ihre Stabilität unter Beweis gestellt haben, ist es bei ein paar blauen Flecken geblieben. Weder ich noch das Motorrad haben etwas abbekommen.
Gut, dass ich bislang der Versuchung widerstehen konnte, in T-Shirt und ohne Helm zu fahren, wie es in Utah üblich ist. Es gibt in diesem Bundesstaat keine Helmpflicht und lediglich das Tragen einer Sonnenbrille ist obligatorisch (das muss man sich mal vorstellen…)
Die Schlagzahl, mit der hier in Utah ein landschaftliches Highlight das nächste jagd, ist nach wie vor atemberaubend. Über den „Capitol Reef National Park“ ging es weiter in Richtung Moab, dem Ausgangspunkt für Reisen durch die Parks „Canyonlands“ und „Arches“.
Wer hier in der Gegend den ganz besonderen Kick sucht, dem empfehle ich die etwa 50 Kilometer lange Fahrt über den „Shafer Trail“. Die Streckenführung ist einmalig und besonders die ersten Kilometer, auf denen die schmale Sandpiste mehrere hundert Meter senkrecht in den Shafer Canyon fällt, sind ein unvergessliches Erlebnis.
Ich werde mich nun ein paar Tage hier aufhalten und einige Trails abfahren, auf denen schon damals die ersten Siedler unterwegs waren.
Da ich noch nicht alle Bilddaten überspielt habe (manchmal unterschätzt man die Wichtigkeit von Strom auf Reisen…) habe ich ein paar Standbilder der Videos genommen.
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Freu mich, dass es Dir nach dem Sturz gut geht! Geile Bilder! Weiter so!
Gruß Falk
Hallo Eric!
Vergiss auf keinen Fall die „White Rim“.
Fuhr ich 2001!
Gruß aus Bayern
Die bin ich ebenfalls gefahren. Einfach nur Wahnsinn…
Wow, da weiß man, was man in der Eifel verpasst … 😉
Wie ging das denn auf dem Shafer Trail mit der Höhenangst? Die Piste ist ja auch nicht ohne …
Gruß Tom
Hi Tom,
ich staune selbst, dass das immer besser wird. Anders käme man hier auch auf vielen Pisten sonst nicht durch. Auch in Colorado gibt es einige Abgründe, wie sie in Europa nirgends zu finden sind…
Erik
QUOTE Ich sah nur noch wie das Vorderrad eintauchte UNQUOTE
Mein Held,
Du bist der einzige Motorradfahrer, den ich kenne der es schafft, sein Vorderrad beim Fahren eintauchen zu sehen.
Ich kuck ja immer weit vors Vorderrad und wäre in so einem Moment ja einfach nur überrascht gewesen:-)
Aber einen schönen Schreibstil hast Du trotzdem und wir lesen immer wieder gerne Deine Geschichten!
Gruß aus Peru
Panny
http://www.krad-vagabunden.de
Klugscheißer:-) Wenn Du mal im Stehen fahren würdest, dann könntest Du vielleicht auch Dein Vorderrad sehen können. Aber diese Problematik kennst Du sicherlich in ähnlicher Form vom Pinkeln…:-)
…die besten Freunde unter sich… *lach*