Den ganzen Nachmittag wühlen wir nun schon im Dreck. Die Hände sind aufgequollen, die Fingernägel schwarz, der Rücken schmerzt und die vielen Mückenstiche haben wir bereits vor Stunden aufgehört zu zählen. Angetrieben von der nackten Gier, graben wir das Erdreich um und stellen uns bei jeder Schaufel, die in unsere Goldpfannen wandert vor, wie es sich wohl anfühlen würde, käme auch plötzlich ein Klumpen des Edelmetalls zum Vorschein, wie ihn Jack Wade vor einigen Jahren hier, ganz in der Nähe fand. Wir durften ihn in der Ortschaft Tok in Händen halten (nicht Jack Wade, der ist tot). Stolze zwei Kilo wiegt dieses riesige Nugget, das 14. schwerste, das jemals gefunden wurde. Als meine Lippen diesen Klumpen vor ein paar Tagen instinktiv berührten war mir sofort klar, dass ich auch mein Glück versuchen würde. Eine Viertelmillionen Dollar, seit mindestens ebenso vielen Jahren versteckt im Dreck – was für ein Gedanke! Gesagt, getan – lächerliche 20 Dollar für die rudimentäre Grundausstattung des modernen Desperados wechseln den Besitzer und Alain und ich machen uns auf den Weg zu jenem Ort am Klondike, an dem damals die Funde gemacht wurden, die den „Großen Goldrausch“ auslösten und über 100.000 Menschen in den Yukon lockten.
Wir haben alte Karten gewälzt und uns von richtigen Profis (ein paar Russen, die auf ihrem Claim ein Schweine Geld aus der Erde buddeln) in die Geheimnisse des Schürfens einweihen lassen. Ob wir nun Erfolg hatten, dass sei an dieser Stelle nicht verraten.:-)
Wir bleiben ein paar Tage in Dawson City, bislang einer der spannendsten Städte auf dieser Reise. Wir gehen ins „Diamond Tooth Gerties“, Kanadas ältestes Casino mit einer sehenswerten Show aus alten Tagen, ich werde Mitglied im „Toe-Club“, indem ich einen Drink mit menschlichem Zeh darin trinke und beinahe für ein Desaster sorge und wir verbringen viel Zeit in alten verruchten Bars, denen legendäre Prostituierte wie etwa „Bombay Peggy“ ihren Namen gaben. (PS: das billigste Bier gibt es im „Midnight Sun“…)
Als wir Dawson City nach ein paar Tagen und einer richtig geilen Zeit wieder verlassen, ist uns beiden danach, ein paar Tage ordentlich Meter zu machen. Nach all den Drinks und der Schufterei wollen wir einfach nur Motorrad fahren, also geben wir Gas. Mit einem Abstecher auf den Dempster Highway fahren wir in fünf Tagen rund 4000 Kilometer. Über den Campell Highway, eine Schotterpiste, die unter dem vielen Regen der letzten Monate extrem gelitten hat, erreichen wir wieder den Ort Watson Lake. Vorbei am berühmten „Sign Post Forrest“ führt der Alaska Highway weiter durch Britisch Columbia bis Dawson Creek, von wo wir über kleinere Straßen bis nach Jasper in der Provinz Alberta brettern.
Besonders hervorheben möchte ich den Abschnitt, den wir über den Alaska Highway von Watson Lake bis Fort Nelson gefahren sind. Auf noch keinem anderen Teil dieser Reise haben wir mehr Tiere gesehen. Die 26 Bären, zwei Wölfe, hunderte Bisons, Karibus, Elche, Hirsche, Stachelschweine, Kojoten, ect. wären es sogar Wert gewesen, eine Gebühr für dieses Stück zu verlangen.
Mittlerweile sind wir also in Jasper angekommen. Hier im Herzstück der Kanadischen Rocky Mountains wollen wir ein Paar Tage bleiben, bevor es weiter geht. Die weitere Route wird sich übrigens komplett ändern. Manchmal sind spontan getroffene Entscheidungen einfach die besten. Was wir ausfallen lassen und wo lang der Weg stattdessen führt, das erzähle ich im nächsten Blog…
Tolle Bilder und tolle Berichte. Ich bin gespannt auf deine Rückkehr und den nächsten Film/Dia Abend bzw.nachmittag im Sauerland. In Dawson war ich 1993 mal. Einfach toll dort. Gold habe ich keins gefunden. Ein wenig Goldstaub für die Touristen. Der Klondike war sehr klein – hatte ihn mir größer vorgestellt. Jasper ist auch toll – war dort 2x im Urlaub. Gute und spannende Weiterfahrt. LG Uli
Hej Erik,
Wow! Hammer-Bilder!
Naja, und deswegen kaufe ich Gold im Laden. Ist nicht so aufwändig. 😉
Und da heißt es immer, Schotterfahren ist anstrengend, gelle? 😀
ciao
Eggi
aus Lübeck