Ausstaffiert mit zwei stilechten Kopfbedeckungen, die wir uns bei Kanadas Hutmacher Nummer 1 haben anfertigen lassen, nehmen wir Abschied von Calgary und den Rocky Mountains. Wir halten auf die riesige Prärie zu, während die schneebedeckten Berge, die uns nun fast drei Monate begleitet haben im flimmernden Nichts hinter uns verschwinden. Die „Great Plains“, die Weiten Ebenen liegen nun vor uns. Erstmals können wir die Innenfutter aus unseren Motorradjacken knöpfen, denn ab jetzt warten Temperaturen von bis zu 40 Grad auf uns. Nach der grandiosen Zeit in Kanada und Alaska freuen wir uns jetzt auf diesen krassen Landschaftswechsel!
In den letzten Wochen haben wir mehrfach gehört, dass Reisende den Süden Kanadas als langweilig empfunden haben. Schon nach kurzer Zeit steht für mich fest, dass ich diese Einschätzung nicht teilen kann! Langweilig ist dieser Teil des Landes ganz bestimmt nicht – höchstens dann, wenn man so schnell wie möglich von der Ost- an die Westküste gelangen will und sich daher nur auf dem Trans-Kanada-Highway bewegt. Meidet man diesen und fährt stattdessen durch den fast unberührten Teil südlich davon, dann findet man Landschaften, wie sie Karl-May nicht schöner hätte beschreiben können.
Alain und ich sind eine Woche lang größtenteils abseits asphaltierter Wege durch Alberta, Saskatchewan und Manitoba gefahren und haben dabei ausschließlich wild gecampt. Ich hatte mich zuvor gefragt, ob es überhaupt möglich ist, Kanada offroad zu durchqueren und ich bin überrascht, wie einfach das war. Man muss dazu einfach nur den gelben und weißen Linien auf der Karte (Reise Know How) folgen. Überdies war es ein Leichtes, Abend für Abend völlig abgeschiedene Lagerplätze mit dem gewissen „Wow-Effekt“ zu finden.
Weiter in die USA.
Ich hatte bereits angesprochen, dass wir unsere Reiseroute geändert haben. Anstatt Kanada komplett zu durchqueren, sind wir in der Provinz Manitoba nach Süden abgebogen um wieder in die USA einzureisen. Die Gründe für diese Entscheidung waren vielfältig. Zum einen ist es eine Vielzahl von Einladungen, die wir von US-Amerikanern erhalten haben, zum anderen spielte unsere Reisekasse eine wichtige Rolle, denn diese sind in Nord- und South Dakota nur etwa halb so hoch, wie im teuren Kanada. Als wir in North Dakota das erste Mal in einen Großen Supermarkt gegangen sind (Walmart ist meist unsere erste Wahl), haben wir unseren Augen nicht getraut, wie billig doch alles ist. Es kam uns preislich gesehen so vor, als würden wir von Norwegen nach Albanien einreisen.
Der Hauptgrund für unseren „Umweg“ ist jedoch das größte Bikertreffen der Welt. Zum nun schon 72ten Mal findet in diesem Jahr in den Black Hills in South Dakota die „Sturgis Bike Rally“ statt. Was im Jahr 1939 als Treffen des Off-Road-Clubs „Jackpine Gypsies“ begann, ist zu einer Veranstaltung angewachsen, dessen Ausmaße man sich nur schwer vorstellen kann. Über eine halbe Millionen Biker kommen jedes Jahr in das 6500 Einwohner zählende Kaff, um gemeinsam zu feiern.
Wenn man Sturgis ein paar Tage vor Beginn des Mega-Events erreicht, so wie in unserem Fall, dann ist man zunächst ziemlich überfordert. Die Größe ist überwältigend und man weiß vor lauter Campgrounds und Veranstaltungen gar nicht, was man sich zuerst anschauen und vor allem, wo man unterkommen soll. Drei Tage haben wir verschiedene Meinungen eingeholt, haben Erfahrungsberichte im Internet gelesen und uns einen Eindruck vor Ort verschafft. Für uns gab es nur zwei Auswahlmöglichkeiten. Entweder zelten wir am Campground des „Buffalo Chip“ (der Laden wo es am heftigsten abgeht), – oder aber wir campen auf dem besten gelegenen „Creekside Campground, wo man sein Zelt im Schatten vieler Bäume aufstellen kann (bei Temperaturen von über 30 Grad ein wichtiger Punkt) – jeder der mal im verkaterten Zustand in einem kochend heißen Zelt aufgewacht ist, der weiß wovon ich rede. Doch all unsere Planungen waren überflüssig, denn wir lernen über Freunde ein älteres Ehepaar kennen (über 80 und im Kopf wie 30:-), das schon seit Jahrzehnten in Sturgis wohnt und uns gestattet, in ihrem riesigen „Garten“ (wo auch Teile von „Der mit dem Wolf tanzt“ gedreht wurde) aufzuschlagen.
Binnen einer Woche ist die Stadt nicht mehr wieder zu erkennen. Vor jedem Stop-Schild reihen sich hunderte von Bikes die mit der dB Lautstärke eines Düsenjets starten. In den kommenden Tagen besuchen wir unzählige Events, die in dem Veranstaltungsplaner – der eher einem Telefonbuch gleicht – gelistet sind. Vom Hill-Climbing über Schlammcatchen, Stuntshows, Dragracing, Misswahlen, Zwergenwerfen (ja, so was gibt es wirklich) und und und… Ich glaube in den fast zwei Wochen, die wir vor Ort verbringen haben wir einen verdammt guten Eindruck gewonnen. Es ist vor allem nicht eine Minute vergangen, in denen wir nicht den Sound einer dröhnenden Harley in den Ohren hatten.
Die Qualität Deiner Fotos ist uns jedesmal aufs Neue Ansporn! Hut ab! Diesmal hast Du noch einen draufgesetzt auf Dein ohnehin hohes Niveau!
Gruß aus dem Outback!
Panny
http://www.krad-vagabunden.de
Panny hat es auf den Punkt gebracht!!! dem ist nichts hinzu zu fügen.
Nodda
Magolwes
Hej Erik,
Der Reifen ganz unten ist ein „Paddle Tire“ für Tiefsandfahrten wie für z. B. die Sahara.
Er funktioniert aber auch nur dort.
Deine Bilder sind echt der Hammer!!
ciao
Eggi
aus Lübeck