Auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad gen Süden

 

Man stelle sich folgende Situation vor: es ist heiß, man liegt in einem aufgeblasenen Autoreifen und treibt einen kleinen kühlen Fluss durch eine traumhaft schöne Landschaft stromabwärts. In regelmäßigen Abständen stehen die Betreiber illegaler Dschungel-Kneipen am Ufer, werfen einem ein Seil zu und ziehen einen an Land, wo dann in verschiedenen Bars eine exzessive und sehr freizügige Party gefeiert wird. Genau das hat den Ort „Vang Vieng“ südlich von Luang Praban berühmt gemacht. Über mehrere Jahre galt das sogenannte „Tubing“ unter Backpackern als die mit Abstand wildeste Party, die man überhaupt irgendwo feiern kann. Doch die Party lief aus dem Ruder. Es kamen Drogen ins Spiel – viele Drogen, die in Laos in beinahe jeder Form problemlos zu beschaffen sind (selbst normale Restaurants haben oft eine Extra-Seite auf der Speisekarte, auf der die Gerichte in einer bewusstseinserweiternden „Happy-Version“ angeboten werden.

Tubing: einfach genial...
Tubing: einfach genial…

 

 

 

 

 

Die Drogen waren das große Problem! Der eigentlich so harmlose Spaß: in einem Autoreifen einen Fluss hinab zu treiben, endete im Drogenrausch für viele Jugendliche tödlich. Sie sprangen von Brücken oder Bäumen, ins Wasser, wo dieses in der Trockenzeit nur wenige Zentimeter tief ist. Viele Backpacker starben oder erlitten schwerste Verletzungen. Als im Jahr 2011 pro Tag durchschnittlich 12 Knochenbrüche in Vang Vieng behandelt werden mussten und insgesamt 30 Backpacker den Tod fanden, hatte die Regierung genug. Die Sache wurde deutlich entschärft. Die meisten Bars wurden geschlossen (heute gibt es noch drei am Ufer) und Drogen strengstens untersagt. Selbst das Bild eines Cannabis-Blattes war Grund genug, um den jeweiligen Laden dicht zu machen und die Betreiber aus der Stadt zu jagen.

Heute ist ein wenig Ruhe in Vang-Vieng eingekehrt. Die Backpacker suchen sich neue Orte und wurden durch reiche chinesische Urlauber ersetzt, die Grundstücke aufkaufen und die Preise allmählich in die Höhe treiben. Tja, auch im Tourismus scheint es sowas wie „Gentrifizierung“ zu geben…

Ich gebe zu, dass ich mir das Spektakel in seiner ursprünglichen Form gerne angeschaut hätte, muss aber auch sagen, dass mir dieses Naturerlebnis ohne die verstrahlten Massen einen riesigen Spaß gemacht hat.

 

 

Auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad gen Süden
Auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad gen Süden
Der sechste Crash. Bislang immer ohne nennenswerte Folgen
Der sechste Crash. Bislang immer ohne große Folgen
Mein Motorrad hat auf dieser Reise bewiesen, dass es wirklich mit jedem Fusel läuft. Die Spritqualität in Laos ist ohnehin bescheiden, abseits der Hauptstraßen wird zudem meist an solch kleinen Buden getankt-
Mein Motorrad hat auf dieser Reise bewiesen, dass es wirklich mit jedem Fusel läuft. Die Spritqualität in Laos ist ohnehin bescheiden, abseits der Hauptstraßen wird zudem meist an solch kleinen Buden getankt-

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anderntags ging es weiter gen Süden. In der nur wenige Fahrstunden entfernt gelegenen Hauptstadt Vientiane kann man sich im Touristeninformationscenter mit Kartenmaterial eindecken, das kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Da ich nochmal große Lust hatte, ein längeres Stück off-road zu fahren, habe ich mich für eine ganz besondere Strecke entschieden: den legendären Ho-Chi-Minh-Pfad – ein Geflecht aus staubigen Pisten und Wegen entlang der Vietnamesischen Grenze, das während des Vietnamkrieges von den Nordvietnamesen genutzt wurde, um die im Süden für die Unabhängigkeit kämpfenden Việtcộng  (Nationale Front für die Befreiung Vietnams) mit Waffen, Munition und Ausrüstung zu versorgen. Auch heute noch kann man sich dort nicht einfach so bewegen wie man will. Bestimmte Areale dürfen nicht verlassen werden, denn noch immer liegen unzählige Blindgänger verstreut. Die Gegend um den Ho-Chi-Mingh-Pfad, der zu großen Teilen durch Laos verläuft ist eine der am stärksten bombardierten Gegenden der Erde. Was ich nicht wusste: während des Vietnamkrieges gingen allein über Laos mehr Bomben nieder, als im gesamten zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden.

In Laos laust man sich gerne - wer es sich leisten kann hat dafür einen "Angestellten"...
In Laos laust man sich gerne – wer es sich leisten kann hat dafür einen „Angestellten“…

 

 

Der Zufall zeigt einem oft die schönsten Orte. Auf dem Bolaven Plateau im Süden von Laos
Der Zufall zeigt einem oft die schönsten Orte. Auf dem Bolaven Plateau im Süden von Laos

 

Etwa 250 Kilometer bin ich diesem teils recht anspruchsvollen Weg gefolgt, der immer wieder im Nichts endet und durch Dschungel, Reis- und Gummibaumplantagen und kleinere Dörfer führt. Eine Strecke, auf der man froh ist, wenn man ein GPS-Gerät dabei hat und wo man die Tankanzeige genau im Auge behalten sollte. Die Landschaft durch die man fährt ist atemberaubend schön und ich muss sagen, dass mir dieses Stück vielleicht noch besser gefallen hat, als die Strecke durch den Norden des Landes.

Si Phan Don, auch „Viertausend Inseln“ genannt, ist ein Archipel an der Stelle des Mekong, wo der mächtige Fluss über verschiedene Wasserfälle stürzt und bis zu 20 Kilometer in die Breite geht. Genau hier lag mein letztes Ziel in Laos. Mit einer Fähre, bestehend aus zwei schrottreifen Kanus und ein paar Brettern darüber befördere ich meine Super Ténéré auf die Insel. Als ich dort schweißgebadet ankomme (ich habe mich und das Motorrad wirklich auf dem Grund des Mekong liegen sehen), stelle ich fest, dass es auch eine etwas stabilere Autofähre gibt, die nur wenige Meter entfernt ablegt, die ich aber nicht gesehen habe.

Zwei entspannte Tage habe ich auf der Insel verbracht, ehe es entlang des Mekong weiter nach Kambodscha ging. Mein drittes und letztes Land auf dieser Reise durch Südostasien…

 

Si Phan Don, auch „Viertausend Inseln“ genannt, ein Archipel an der Stelle des Mekong, wo dieser über verschiedene Wasserfälle stürzt und bis zu 20 Kilometer breit ist, war mein letztes Ziel in Laos. Nachdem ich dort zwei Tage verbracht hatte, sollte es weiter entlang des Mekong nach Kambodscha gehen, mein drittes Land und letztes Land auf dieser Reise durch Südostasien…

Zwei Kanus, ein paar Bretter darüber, so gings über den Mekong. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt...
Zwei Kanus, ein paar Bretter darüber, so gings über den Mekong. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt…
Büffel am Ufer des Mekong
Büffel am Ufer des Mekong

 

 

 

1 Kommentar zu „Auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad gen Süden“

  1. Volker aus Freiburg

    Hallo Erik, hast du speziell zuvor in einer Muckibude Deine Beinmuskeln trainiert? Oder wie schaffst Du es die schwere Wuchtbrumme immer wieder allein aufzuheben?
    Viele Gruesse
    Volker aus Freiburg

Kommentarfunktion geschlossen.

Scroll to Top