Knapp 6.000 Kilometer durch Thailand lagen hinter mir, als ich die Grenze bei Muang Ngeum erreichte. Anders als erwartet, war die Einreise nach Laos ein Kinderspiel. Nachdem ich 30 US-Dollar für ein Visum gezahlt hatte, wurde ich durchgewunken. Man sagte mir jedoch, ich müsse drei Hütten weiter noch einmal anhalten, um mein Motorrad ordnungsgemäß zu verzollen.
Ich habe auf meinen Reisen an den verschiedensten Grenzübergängen ja schon so einiges erlebt. Aber die gesamte Belegschaft der Zollabteilug kollektiv beim Nickerchen anzutreffen, wobei alle mit offenem Mund auf dem Schreibtisch kleben, das war mir neu! „Die Armen“, dachte ich mir, „Scheint nen verdammt harter Tag gewesen zu sein“. Und da man Beamte nicht aus dem Schlaf reißen soll – sie könnten ja schlechte Laune haben – habe ich ein paar Minuten gewartet, um dann ganz unauffällig wieder zu meinem Motorrad zu stiefeln. Dabei tat ich so, als würde ich meine gerade bekommenen Unterlagen sortieren. Ein freundlicher Gruß an die neugierig schauenden Kollegen am Schlagbaum, ein gereckter Daumen, dann saß ich wieder im Sattel und machte mich aus dem Staub. Willkommen in Laos…
Zugegeben, ich bin sehr gespannt, wie sich das beim Verlassen des Landes gestalten wird. Ich habe mir aber vorgenommen, um kurz nach 13 Uhr auszureisen, denn das scheint ein verdammt guter Zeitpunkt zu sein… 🙂
Der erste Eindruck von Laos ist grandios. Mittlerweile liegen schon rund 2.000 Kilometer durch den Norden des Landes hinter mir und ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt. Die Landschaft ist in meinen Augen abwechslungsreicher als im Norden Thailands, vor allem aber sind hier wesentlich weniger Autos und Lastwagen unterwegs. Man muss zwar immer noch hoch konzentriert sein aber aus 500% sind zumindest vorläufig 300% geworden.
Laos ist ganz einfach eine andere Welt und der „Abenteuer-Faktor“ liegt hier auf einem deutlich höheren Level, als in Thailand.
Der erste Weg führte mich in die zum Weltkulturerbe zählende Stadt Luang Prabang. Die am Mekong gelegene Provinzhauptstadt strotzt nur so vor Charme. Es gibt zahlreiche Sehenswürdigkeiten, ein sensationelles Preisleistungsverhältnis bei Unterkünften und Verpflegung (5 Euro für ein nettes Zimmer und für 90 Cent kann man sich bei verschiedenen Buffet-Anbietern den Wanst vollschlagen).
Wo wir beim Thema Essen wären: spätestens bei einem Spaziergang über einen laotischen Markt wird einem bewusst, dass die Laoten wirklich alles essen! Und ich meine wirklich ALLES! Spinnen, Gewürm und Krabbeltiere sind da noch die harmlosen Dinge. Hier kommt mein ausgeprägter Drang fremde Speisen zu probieren schnell an seine Grenzen. Es gibt rohen Froschlaich, Hunde (würde ich aus Prinzip niemals essen), Fledermäuse, Schlangenblut, getrocknete Ratten und vieles mehr. Die Vielfalt der laotischen Küche ist aber nicht darauf zurück zu führen, dass die Menschen hier so leidenschaftlich gerne essen, wie etwa in Thailand. Nein, es ist schlichtweg die unglaubliche Armut, die hier herrscht, denn Laos ist eines der ärmsten Länder der Erde.
Von Luang Prabang aus ging es dann in mehreren Tagen durch die Berge bis hinauf an die chinesische Grenze. Auf meinen Wegen habe ich schnell festgestellt, dass man hier auf der Suche nach Offrroad-Strecken nicht lange suchen muss. Egal, wie erfahren man ist oder welches Motorrad man fährt, hier kommt selbst der absolute Vollcross-Profi schnell an seine Grenzen. Dabei haben wir noch Trockensaison! Ich mag mir nicht ausmalen, wie das nach monatelangem Regen aussehen mag. Selbst Superman würde hier auf zwei Rädern vermutlich scheitern…
Ab morgen geht es weiter nach Zentral-Laos. Begleitet vom Gekrächze von „The Voice of Laos“, das in unglaublicher Lautstärke vom Sofa des Besitzers dieser Bruchbude hier, bis in mein Zimmer hinauf schallt, werde ich nach ein paar „Beer Lao“ hoffentlich bald in einen tiefen und festen Schlaf fallen.
Gute Nacht Laos…
Servus Erik,
puh, das mit dem Beinahecrash in Thailand hört sich ja echt brutal an. Und die Supertenere hat das ganze wirklich unbeschadet überstanden – hat anscheinend nicht nur einen guten Schlumpf, sondern auch einen guten Schutzengel. Strapaziere ihn nicht zu sehr. Weiterhin gute Fahrt, immer Luft unter der Felge und hau rein!!!
Hallo Eric, hätte ja jetzt nicht gedacht, dass Du vor irgenwas essbarem zurückzuckst 😉 Habe Deinen Mut, alles zu probieren, immer bewundert 🙂 Na denn, weiterhin viel Spaß und dass Du auf der weiteren Reise harmlosere Mahlzeiten bekommst 😉
LG Katja
Hoi Erik, habe soeben Deine Schottland DVD genossen – klasse…! Nachdem ich ebenso mit einer Super Tenère unterwegs bin und am Samstag gen Irland starte, verfolge ich Deinen Blog sowie „Erfahrungsschätze on Tour“ mit besonderem Interesse. Besonders gespannt bin ich auf Deine künftigen Erfahrungen in japanischen Gefilden – zwar schon viele Jahre her hat es mich, mit grenzenloser Begeisterung, 9 Monate dort gehalten… (Allerdings incl. Arbeitspausen). Immer währende Gesundheit und stete Unfallfreiheit für Dich…
Beste Grüße, Jens
Hi Jens,
ich denke auch, das Japan ein riesen Highlight wird. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, das Land zu erkunden… 🙂
Beste Grüße
Erik