Endlich unterwegs im Land der aufgehenden Sonne

Hier geht es nun endlich mit dem Blog weiter. Aus verschiedenen Gründen ist es wirklich schwierig, regelmäßig zu berichten. Wenn man alleine unterwegs ist und zudem noch den ganzen Tag damit beschäftigt ist, Aufnahmen für einen neuen Film einzufangen, so wird es schwierig, Zeit zu finden, in der man auch noch fleißig schreiben kann. Zumal es hier in Japan unglaublich schwierig ist, die Texte, bzw. die dazugehörigen Bilder auch noch hochzuladen. Freies Internet, wie man es in den meisten anderen Ländern problemlos im Mc Donalds oder sonst wo findet, ist hier leider ein Fremdwort. Nun denn. So also ging es nach meiner Reise durch Südostasien weiter:

Die unerträglich lange Verzögerung beim Transport meines Motorrades von Bangkok nach Tokio und der damit verbundene Stress, führten dazu, dass ich völlig ausgelaugt war, als ich nach sechswöchiger Wartezeit endlich wieder im Sattel meiner Super Ténéré saß. Daher fühlten sich die ersten Kilometer beinahe so an, als hätte mir der Fahrlehrer gerade erst den Führerschein in die Hand gedrückt. Doch die Unsicherheit machte zum Glück schnell wieder der alten Vertrautheit Platz. Als der Wind mir um die Nase strich, ich den Motor unter mir arbeiten spürte und eine Drehbewegung des Handgelenks wieder das Tempo meiner Reise bestimmte, fühlte ich mich bereits nach wenigen Kilometern so, als sei ich der König dieser Welt. Ich gab Gas und ließ den Großraum Tokio hinter mir.

Den Mount Fuji, den heiligen Berg der Japaner im Visier steuerte ich ohne festes Ziel grob gen Südwesten. Ich folgte der zerklüfteten Küste der Halbinsel Izu und verbrachte die erste Nacht im Zelt am Fuße des erloschenen Vulkans. Schon der erste Fahrtag machte mir deutlich, dass Japan für mich DIE große Überraschung ist. Wenn man mich vor dieser Reise zu Japan befragt hätte, so wären mir in erster Linie völlig überfüllte Städte – nicht aber eine solch grandiose Natur in den Sinn gekommen.

Zerklüftete Küste auf der Halbinsel Izu
Zerklüftete Küste auf der Halbinsel Izu

 

Der heilige Berg - der Fuji-san
Der heilige Berg – der Fuji-san

Japan ist ein kurvenreiches Land

Da Japan zu 80% mit Bergen bedeckt ist, lassen die Kurven nicht lange auf sich warten. Die Straßen sind perfekt ausgebaut und die meisten Verkehrsschilder tragen, entgegen meiner Befürchtungen, auch englische „Untertitel“. Was mir in diesem Land, ebenfalls besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass man sich herzlich willkommen fühlt. Wenn ich an irgendeinem Rastplatz sitze und den Reiseführer oder die Landkarte studiere, werde ich immer wieder auf ein Eis oder ein Getränk eingeladen. Wildfremde Menschen setzen sich zu mir, um mich zu meiner Reise zu befragen. Wenn auch das Englisch in den meisten Fällen etwas holprig ist, lerne ich so doch eine Menge über Land und Leute.

Dabei scheint das japanische Wort „Doitse“, womit ich die Frage nach meiner Herkunft kläre, scheint so eine Art Zauberwort zu sein, denn die Japaner schätzen kein anderes Land so sehr wie Deutschland. Als mich letztens ein Polizist fragte, aus welchem Land denn das komische Nummernschild stamme, antwortete ich wieder „Doitse“. Er machte große Augen, sagte „Ahh“ und „Ohh“ und verschwand sogleich in einem kleinen 7-eleven Supermarkt. Als er wieder raus kam, hatte er eine Box mit Sushi und eine Flasche Eistee in die Hand, er schüttelte lange meine Hand, überreichte mir die Einkäufe und wünschte mir mit einer Verbeugung eine gute Reise. Es ist wirklich unfassbar…

Ebenso sprachlos war ich, als ich vor wenigen Tagen vor dem Hauptsitz der Firma Yamaha in Iwata vorgefahren kam. Das Unternehmen hatte mich eingeladen, im Verlauf meiner Asienreise doch bei ihnen vorbeizuschauen. Als es dann endlich soweit war, hatte ich ja wirklich mit vielem gerechnet, ganz sicher aber nicht damit, dass etwa 100 Angestellte vor der Tür stehen würden, um mir Beifall zu spenden, als ich vorgefahren kam. Als langjährigem Yamaha-Fan kann ich gar nicht sagen, was für ein bewegender Moment das war und was es für mich bedeutete.

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Was für ein Empfang.....
Was für ein Empfang…..

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Nach der offiziellen Willkommenszeremonie und wirklich sehr informativen Gesprächen mit Entwicklungsingenieuren, Marketingverantwortlichen und anderen bedeutsamen Personen, stand anschließend eine Führung durch die Fertigungshallen auf dem Programm. Der Entstehungsprozess eines Motorrades ist wirklich hochinteressant. Ich fand es vor allem auch beeindruckend, wie schnell die Japaner arbeiten. Es ist wirklich unglaublich, mit was für einer Schlagzahl hier die verschieden Fahrzeuge wie Roller, Snow-Mobile und natürlich Motorräder gefertigt werden. Alleine von den aktuellen Modellen der MT-07 bzw. MT-09 rollen aufgrund der enormen Nachfrage in Europa im 80-Sekunden-Takt neue Motorräder vom Band.

 

Wildcampen am Meer
Wildcampen am Meer
Affen am Straßenrand - auch das gibt es in Japan
Affen am Straßenrand – auch das gibt es in Japan

Die bislang rund 2.800 zurückgelegten Kilometer, kann man als ausgedehnte Aufwärmrunde bezeichnen. Für mich geht die Reise eigentlich jetzt erst richtig los. Mit der Fähre werde ich nun auf einer 40 Stündigen Überfahrt auf die Insel Hokkaido übersetzen. Vom nördlichsten Punkt Japans werde ich mich dann auf den Weg in Richtung Süden machen. Mein Ziel sind die subtropischen Inseln Okinawas. Misst man die Luftlinie, so liegen etwa 3.000 Kilometer vor mir. Rechnet man aber die vielen Schlenker, die ich auf den verschiedenen Inseln fahren werde, mit hinzu, so denke ich, dass schnell 10.000 Kilometer zusammenkommen.

Sayonara!

Erik

14 Kommentare zu „Endlich unterwegs im Land der aufgehenden Sonne“

  1. Hallo.
    Man da hast du aber viele schöne Momente gehabt u immer noch vor dir. Sehr beneidenswert. Das du diese Yamaha fährst hätte ich jetzt nicht gedacht, aber wenn sie hält, hält sie. Ich bin da mehr der KTM Adventure 990 zugeneigt, ich werds ja sehen…

    Ich freue mich schon auf die schönen Stunden auf der Couch mit deinen DVDs u noch viel mehr auf die praktische Umsetztung deiner Reisetips. Ich werds berichten.

    Es ist auch sehr nett das du andere an deinen Reisen u Erfahrungen teilhaben lässt!
    Das freut mich sehr, denn so gibts du auch anderen den Mut, solche Touren selbst zu erfahren statt sie sich nur anzusehen.

    Also VIELEN DANK!

    Gruß Greg

    1. Hieronymus Bloch

      Neulich aus der aktuellen Motorradzeitschrift meines Vertrauens:

      „Er reist zusammen mit Flo aus Österreich, der mit seiner ewig kränkelnden und ölenden
      KTM 990 Adventure unterwegs ist, deren Reperaturen die kleine Gruppe immer wieder aufhält. Thomas als stolzer Besitzer einer schier unkaputtbaren Tenere hat gut Lachen und schreibt: „Was KTM sich dabei denkt, so eine spritvernichtende und rollende Fehlerquelle
      als Reiseenduro zu verkaufen, bleibt mir ein Rätsel.“

      Schätze diese Yamaha wird halten Greg….

      Gruß Rony

      1. Hey Rony,

        Du hast Recht! Meine Yamaha hat gehalten. Und wie… Ich hatte auf dieser Reise nicht ein einziges Problem und die Yamaha hat mich am letzten Tag genauso zuverlässig begleitet, wie am ersten.

        Beste Grüße
        Erik

  2. Angelika und Norbert Brasda

    Hallo lieber Erik!
    Mit Begeisterung haben wir Deinen letzten Blog gelesen. Du erlebst ja immer wieder eine tolle Gastfreundschaft, das ist super. Bei so viel Freundlichkeit der Japaner macht das Reisen Spaß. Hast Du nicht langsam Heimweh nach Kölle?
    Weiterhin gute Reise und viele schöne Erlebnisse wünschen Dir Norbert und Angelika.
    Paß gut auf Dich auf!!!

    1. Hallo Ihr Lieben,

      ich will es nicht „Heimweh“ nennen aber ich freue mich doch schon sehr auf Köln… 🙂

      Wir sehen uns.
      Liebe Grüße
      Erik

  3. Hi Erik!

    Als du den Vortag in Kiel gehalten hast, habe ich dir gesagt, dass du die Schuld daran hast, dass ich so viel mit dem Motorrad unterwegs bin. Jetzt bist du auch noch schuld daran, dass meine Frau (56) den Motorradführerschein gemacht hat und ich mit ihr schon ein paar Wochen in Norwegen rumfahren musste. 😉 Auf meinem Fernseher sind schon die Buchstaben „EP“ eingebrannt. Dachte immer, dass ist ElectronicPartners, aber das ist wohl eher Erik Peters, weil die DVD’s ständig im Wechsel laufen. Ich weiss nicht, wie es bei uns weitergehen wird mit der Motorradsucht, aber dir wünsche ich auf jeden Fall soviel Spass und Glück wie möglich auf deiner Reise. Komm gesund zurück! Bin schon gespannt auf die nächste DVD…

    CU in Kiel
    Hans

    1. Lieber Hans,

      ich bin soeben wieder in Deutschland gelandet. Vielen, vielen Dank für Deine lieben Worte. Es ist mir eine Ehre und große Freude, Euch eine Inspirationsquelle zu sein. Damit Euer Fernseher bald wieder was neues von mir zeigen kann, mache ich mich jetzt an die Arbeit an meinem neuen Film 🙂

      Beste Grüße aus Köln
      Erik

  4. Hallo Erik,

    nachdem mir deine Schottland DVD den letzten Ruck gegeben hat mein erstes kleines Motorradabenteuer anzugehen, bin ich nun strahlend aus den Highlands zurückgekehrt.
    Im Gepäck: Haggis und Laphroig (wie es sich gehört) und jede Menge neu entdeckte Fernreisebegeisterung. Jetzt bin ich schon am überlegen, ob es im September noch nach Norwegen geht, aber da recherchiere ich lieber nochmal wegen den Temperaturen…
    Jedenfalls habe ich super gern deinen aktuellen Reiseblog mitgelesen und freue mich, dass du nach der langen Tour wieder wohlbehalten zuhause angekommen bist. Gespannt wie ein Flitzebogen bin ich schon auf dein Filmmaterial, besonders auf Japan. Ich finds Klasse, wie du mit deiner natürlichen Art deine Aufnahmen kommentierst, beruflich deinen Traum lebst und dabei so bodenständig bleibst. So machst du weit mehr als „nur“ Lust aufs Reisen.
    Das wollte ich hier nur mal loswerden.

    Beste Bikergrüße aus Thüringen,
    Andi
    P.S.: Danke für den Tipp mit der Staffin-Road auf Skye, die war der Hammer!!

    1. Hi Andi,

      vielen Dank für die lieben Worte. Freut mich immer wieder zu hören, wenn Leute Spaß an meiner Arbeit haben. Besonders freut es mich, dass auch Du so begeistert wie ich aus Schottland zurück gekehrt bist 🙂

      Beste Grüße
      Erik

  5. Hallo Erik,
    vor ca. einem Jahr habe ich mir deine Schottland-DVD gekauft und war hin und weg, als ich sah, dass du mit „meiner“ Super Tenere‘ unterwegs warst. Die DVD gehört meiner Meinung nach zum Besten, was man als Motorrad-Reise-Bericht auf DVD erstehen kann. Immer wieder habe ich mich von deinem Bericht und den interessanten Infos inspirieren lassen, habe es aber noch nicht nach Schottland geschafft. Marokko u. Norwegen in den vergangenen Jahren und 2015 Irland hatten und haben Vorrang.
    Auf die Japan-DVD warte ich gespannt. Mach weiter so!!!

    Beste Grüße aus dem Frankenwald
    Hans

  6. Hallo EP,

    warum so eine schwere Maschine? Bin 2008 mit einer YB 125 von Qingdao nach Bremen gefahren. Null Defekte…

    Gruß

    Falk

    1. Hi Falk,

      ganz einfach! Weil Du auf einer 125er niemals meine ganze Kameraausrüstung unterbringst… Außerdem macht mir das Motorrad wesentlich mehr Spaß als eine 125er. Mir fallen bei einem so kleinen Motorrad kaum Vorteile ein. Zumal ich mit der 660er und der 1200er auch nie einen Defekt hatte.

      Beste Grüße
      Erik

  7. hi erik,
    wir haben mal wieder Deine Schottland DVD geschaut und wieder richtig Lust auf Schottland bekommen. Aber wir haben einem Freund versprochen das erstmal Cornwall dran ist.
    Du hast Deine Fotoausrüstung, bei mir fährt auf der Deauville meine Frau und das Gepäck mit. Sie navigiert, ich fahre, wär nicht ganz so bequem auf einer 125er 🙂
    Mach weiter so mit der super Qualität Deiner DVDs. Bilder zum träumen, klare Karteninfos und dazu Deine Kommentare mit der Offenheit anderen Menschen zu begegen und diese zu beschreiben.
    Wie ich Dir in Berlin schon mal gesagt habe: Ist nur noch durch BluRay zu toppen.
    Wir danken Dir und wünschen viele weitere glückliche Reisen,
    bodo + ulrike

    1. Hallo Ihr beiden,

      vielen Dank für das tolle Feedback. Ich werde mir den Wunsch zu Herzen nehmen. Mal schauen, wie sich das mit den Blue Rays umsetzen lässt.

      Beste Grüße
      Erik

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